Rückblick 2018

Rückblick: Fachforum planen - bauen - nutzen 2018

Das Fachforum planen – bauen – nutzen stand auch heuer wieder ganz im Zeichen der Digitalisierung von Planungs- und Bauprozessen. „Von Big Data zu Smart Data“ lautete das Thema des Fachforums, das am 1. Februar 2018 bereits zum 10. Mal stattfand. Die Veranstalter Gerhard Sendlhofer (COOR), Thomas Schnabl (PREVERA) und Michael Jug (think project!) begrüßten über 80 interessierte Besucher; darunter viele Stammgäste aber auch zahlreiche neue Teilnehmer.

Die Rückschau auf insgesamt 10 Jahre Fachforum planen – bauen – nutzen veranschaulicht, dass Digitalisierung von Anfang an das Leitthema war.  Namhafte Großprojekte, die heute das Stadtbild von Wien prägen, waren im Laufe der Jahre präsent, wie beispielsweise das Krankenhaus Nord, der Hauptbahnhof Wien, Erste Campus, WU-Campus, um nur einige zu nennen. Natürlich waren auch spannende Projekte außerhalb Wiens und über die Grenzen Österreichs hinaus vertreten.

Der erste Vortrag von Herrn Ing. Mag. Gerhard Sendlhofer, Geschäftsführer der COOR GmbH, behandelte das Thema „Kosten- und Risikomanagement“ und gab einen Einblick in die aktuelle Praxis und Zukunftsperspektiven.


Herr Ing. Michael Jug, MBA, Geschäftsführer der think project! Österreich, sprach im zweiten Vortrag über BIM - vom Schlagwort zum praktischen Funktionieren.  Datenräume für Bauprojekte gibt es bereits seit den frühen 1990er Jahren. Diese wurden für den Datenaustausch zwischen den verschiedenen Beteiligten in Bauprojekten entwickelt. Der Austausch von Plandateien stand damals im Fokus. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit des Internets als Übertragungsnetz und Softwaretechnologien für cloudbasierte Produkte haben sich die Entwicklung und der Einsatz von Datenräumen ab 2000 stark beschleunigt. Der Austausch von Plandateien ist in den heutigen Anwendungen immer noch ein wichtiger, aber nur einer von vielen Anwendungsbereichen. Formularbasierte Kommunikation und unternehmensübergreifende Prozesse wurden zum Standard. Hinzugekommen ist auch der Austausch und die Zusammenarbeit auf Basis von Modelldaten (BIM).

Die Entwicklungstendenzen für Informationsplattformen

Die Entwicklung der virtuellen Projektplattformen (früher Datenräume) zu einem Common Data Environment (CDE) für ein projektweites und unternehmensübergreifendes Informationsmanagement findet aktuell statt. Dabei setzt vor allem das Building Information Modelling (BIM) neue Maßstäbe. Um dem Anspruch eines strategischen Backends für die Digitalisierung gerecht zu werden, findet die Entwicklung der Plattformen in 6 Technologiedimensionen statt.

  • Cross-Enterprise Collaboration (Unternehmensübergreifende Zusammenarbeit)
  • Value-Added Information (Modellinformationen, BIM, höhere Informationstiefe und die entsprechenden Mehrwerte)
  • Digital Workflows and Processes (Digitale Workflows und Prozesse)
  • Field Applications (Mobile Anwendungen für den Baustelleneinsatz)
  • Overview and Insights (Dashboards und Analysen)
  • Integrated Data (Integrierte Daten und Systeme)

Durch eine enge Integration aller relevanten Daten ist es möglich, alle projektrelevanten Informationen in einem Common Data Environment zu sammeln, zu verwalten und zu verteilen. Projektdokumente
(PDF Dateien) und Modelle (Ifc Dateien) werden miteinander verknüpft. Durch die Integration wird sichergestellt, dass es nur eine Version der Wahrheit gibt (single version of truth). Systeme, Apps und Geräte werde miteinander verbunden und helfen so die Produktivität zu steigern. Informationen können nach Bedarf aus den integrierten Backend-Systemen ERP und technischem ERP abgerufen werden. Desktop- und Spezialanwendungen werden in die Backend- Systeme integriert.

Fazit

In den letzten Jahren haben sich Datenräume kontinuierlich weiterentwickelt. Das Common Data Environment (= weiterentwickelter Projektraum) spielt inzwischen längst nicht mehr nur auf Projektebene eine Rolle, sondern ist auch zu einem wichtigen Bestandteil der Unternehmens-IT geworden. Auch in Zukunft wird sich dieser Trend fortsetzen. Das Common Data Environment

  • wird zum Logistikzentrum für (BIM) Informationen und somit zum integralen Bestandteil der ITLandschaft in Bauunternehmen werden,
  • bietet durch intelligente Datenmodelle ein stetig wachsendes Maß an Transparenz trotz großer Informationstiefe,
  • macht zukünftig die Vorhersage von Abweichungen und Problemen im Projektverlauf möglich.

Herr Simon Brand, Senior Projektleiter beim Inselspital Bern in der Schweiz, gab einen Einblick in das komplexe Umzugsmanagement aus der Sicht des Bauherrn. Das Inselspital Bern umfasst 1.330 Betten und wickelt fast 800.000 ambulante Konsultationen und über 60.000 stationäre Fälle pro Jahr ab. Die aktuellen Großbauprojekte mit einer Investitionssumme von ca. 1 Mrd. Schweizer Franken umfassen hauptsächlich 2 Baubereiche. Der Masterplan sieht einen vorübergehenden Umzug der Frauenklinik in eines der beiden neuen Gebäude vor. Nach Abschluss der 2. Bauetappe wird dieses Gebäude als Organ- und Tumorzentrum genutzt. Ein großer Vorteil der Vornutzung ist, dass kein Provisorium benötigt wird und sich aufgrund der raschen Baubewilligungszusage die Gesamtbauzeit verkürzt.

Herr Simon Brand zeigte, wie auf Basis der vom medizinischen Umfeld initiierten Datenanalyse, der Masterplan definiert wurde. Ziel war es, Bewegungen im Gebäude effizient zu gestalten, was zu einer horizontalen Ausdehnung der Kernfunktionsflächen führte. Das bedeutet, es gibt möglichst wenig Liftbewegungen. Wegzeiten verkürzen sich und die Patientinnen und Patienten werden auf dem optimalen Behandlungspfad geführt.

Der Masterplan löst ein komplexes Umzugsprojekt aus, welches mit dem Raumbuch-Modul "Umzugsmanagement" von PREVERA digital abgebildet wird. Das PREVERA Umzugsmanagement umfasst Räume, die dazugehörigen Ausstattungselemente und Personen und berücksichtigt die Abweichungen zwischen der IST- und der ZIEL-Raumliste. Die in dieser Phase generierten Daten können für den Folgeumzug nach der 2. Ausbaustufe weiterverwendet werden.

Der tatsächliche Umzug findet an einem Wochenende im Juni statt. Aufgabe der Projektleitung ist es, dem Nutzer – den Herr Brand sehr anschaulich als Herrn Dr. Hans Hämmerli beispielhaft vorstellte – mögliche Unsicherheiten und Anspannungen im Zusammenhang mit dem Umzug in eine neue Umgebung zu nehmen, damit ein reibungsloser Betrieb ab dem 1. Tag nach dem Umzug gewährleistet ist.

Gegen Mittag ging das 10. Fachforum planen – bauen – nutzen zu Ende. Auch diesmal wurden wieder Trends und Themen aufgegriffen und praxisnah aufgezeigt, was – so die Veranstalter - noch mindestens 10 weitere Jahre fortgesetzt werden soll.

10 x Fachforum planen - bauen - nutzen

Impressionen vom Fachforum 2018